13 Basisregeln für gute Webtexte
“Unsere Experten bieten Ihnen massgeschneiderte Lösungen”, “Wir sichern Ihnen die Realisierung von passgenauen Lösungen an” und “Unsere kompetenten Ansprechpersonen sind gerne für Ihre Anliegen da”. Diese Floskeln hast Du schon unzählige Male auf Webseiten oder Firmenbroschüren gelesen. Mach es besser! Schreib authentisch, klar und in Deiner Firmensprache. Wir geben Dir 13 Tipps, wie Du Deine Webtexte verbessern kannst:
1. Einfach ist schön
Gemäss dem Hamburger Verständlichkeitsmodell muss ein Text 4 Kriterien erfüllen, damit er verständlich ist:
Er muss einfach, gut gegliedert, kurz und am besten noch abwechslungsreich sein.
Versuche Dich an dieses Model zu halten.
2.Gesprochene Sprache ist leichter verständlich
Versuche so zu schreiben, wie Du sprichst. Die gesprochene Sprache ist leichter verständlich. Natürlich ist das nicht in jeder Branche sinnvoll. Ein Jurist wird sich weniger an der gesprochenen Sprache orientieren können als ein Restaurantbesitzer.
3. 1 Aussage pro Satz
Triff pro Satz eine Aussage (dies gilt übrigens auch bei Emails).
4. Schreibe Hauptsätze
Arbeite vor allem mit Hauptsätzen. Hin und wieder ein Nebensatz kann abwechslungsreich sein, aber versuche komplizierte Satzkonstruktionen zu vermeiden. Es ist besser, wenn Du lange Sätze zerschneidest und daraus zwei oder drei Sätze bildest.
5. Verwende kurze Wörter
Wie kurze Sätze sind auch kurze Wörter treffender und ermüden den Leser nicht. Dort, wo lange Wörter sich nicht vermeiden lassen, kannst Du diese mit Bindestrich leserfreundlicher machen.
Beispiel: Erbschaftssteuer-Veranlagung
6. Bitte kein Nominalstil
Hier ein Beispiel:
Zur Berücksichtigung der gerechten Beurteilung der verschiedenen Praktikanten in den Abteilungen wurde ein Beschluss gefasst, die zukünftige Bewertung der Leistung unter die Beobachtung der HR-Abteilung zu stellen.
Dieser Satz ist fürchterlich lang und viel zu kompliziert. Für fast jedes Nomen lässt sich hier ein Verb finden.
Der Satz wird damit viel leichter:
Zukünftig sollen alle Praktikanten eine gerechte Beurteilung erhalten. Die HR-Abteilung wird die Praktikanten beobachten und eine Leistungsbewertung für sie erstellen.
Den überarbeiteten Satz lesen wir lieber. Wir denken und sprechen in Verben, deshalb sind Verben für uns näher an der Realität.
Häufig sind typische Behörden- und Juristentexte mit Nomen übersät und wirken daher sperrig und distanziert auf den Leser.
Wenn Du beim Überarbeiten von Texten Wörter mit -ung oder -keit entdeckst, sind das meistens unnötige Nomen oder Nominalisierungen. Verben sind zu Nomen umgeformt worden. Diese solltest Du unbedingt vermeiden.
7. Vermeide gepanzerte Wörter
Gepanzerte Wörter sind zum Beispiel: “Unter Berücksichtigung von..”, “insistieren”, “unter Zuhilfenahme von..”
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht so | Besser so |
insistieren | Bestehen auf |
Wir terminieren das auf | Das ist unser Terminvorschlag: |
Wir führen die Abnahme durch | Wir nehmen ab. |
Sie kennt sich im Bereich von Statistik gut aus. | Sie kennt sich gut mit Statistik aus. |
Unter Zuhilfenahme von | Mit… |
Unter Berücksichtigung von… | Achten Sie auf… / Mit xy.. |
umgehend | Sofort, schnell |
8. Vermeide geschwätzige Wörter
Geschwätzige Wörter sind überflüssige Doppelungen oder bekannte Floskeln, zum Beispiel: “persönlicher Freund”, “Telefonanruf”, “Immobilienbereich”
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht so | Besser so |
Alternativmöglichkeiten | Möglichkeiten ODER Alternativen |
Neu überarbeitet | überarbeitet |
Telefonanruf | Anruf, Telefonat |
abklären | klären |
Verschiedene Variationen von | Variationen von |
Persönlicher Freund | Freund, befreundet |
Kochbereich | Küche |
Immobilienbereich | Immobilienbranche |
Kassenbereich | an der Kasse |
9. Vermeide schläfrige Wörter
Schläfrige Wörter sind Füllwörter, zum Beispiel: “schon”, “Aus diesen Gründen”
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht so | Besser so |
Aus diesen Gründen | daher |
In Anbetracht dieser Umstände | daher |
schon | Wenn es der Kontext erlaubt, weglassen |
Irgendwie | weglassen |
Dann | weglassen |
Aktuell | weglassen |
10. Verwende alternativen zu den gängigen Floskeln
Verwende nicht den ersten Ausdruck oder das erste Wort, das Dir einfällt. Meist sind wir im Geschäftsalltag an Floskeln gewöhnt. Suche stattdessen ein anschauliches Wort, das jeder versteht.
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht so | Besser so |
Kompetenter Ansprechpartner | Die Berater / Techniker kennen sich gut aus / wissen, wovon sie sprechen / haben jahrelange Erfahrung |
Massgeschneiderte Lösungen | Lösungen, die tatsächlich funktionieren / die zu Ihnen passen / über die wir uns lange Gedanken gemacht haben / die wir genau für Ihr Anliegen erarbeiten |
Schnelle Erledigung Ihrer Wünsche | Wir sorgen dafür, dass Ihr Wunsch zügig bearbeitet wird / dass Sie nicht lange warten müssen / dass wir die Lieferzeiten so kurz wie möglich halten |
Eingehen auf Ihre individuellen Ansprüche | Sie sagen uns, was Sie genau brauchen, wir hören genau zu und gestalten gemeinsam das Projekt |
11. Formuliere das Impressum und Datenschutz um
Das Impressum, Texte zum Datenschutz und die ABG’s sind häufig in einem sehr komplizierten juristendeutsch. Versuche diese einfacher und klarer zu formulieren, ohne dass dabei die Gültigkeit verloren geht. Der Leser wird Dir danken. Lass diese danach auf jeden Fall von einem Juristen gegenlesen.
12. Positiv formulieren
Versuche jede Aussage positiv zu formulieren. Eine doppelte Verneinung bedeutet zwar schlussendlich etwas Positives, muss aber im Kopf des Lesers zuerst entwirrt werden. Die Verneinung hat für den Leser unbewusst auch eine Wirkung. Schreib daher immer, was an Eurem Produkt oder Service positiv ist und nicht, was nicht schlecht ist.
ACHTUNG: Ist ein Sachverhalt wirklich negativ und bedarf der Verneinung, solltest Du diesen unbedingt auch so benennen.
Authentisch zu sein hat immer Priorität!
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht | Besser so |
Nicht beachtet | vergessen |
Nicht stark genug | schwach |
Nicht viele | wenige |
Nicht dasselbe | anders |
Nicht aufmerksam | abgelenkt |
Etwas nicht tun | Das und das tun |
13. Aktiv statt passiv
Schreibe möglichst nur Aktiv-Sätze. Das ist verständlicher und der Leser fühlt sich damit mehr angesprochen. Das Wort “man” ist sehr allgemein. Versuche möglichst den Handelnden oder Angesprochene im Satz zu benennen.
Hier einige Vorschläge, wie Du es besser machen kannst:
Lieber nicht so | So ists nicht wirklich besser | Besser so |
Hier erlebt man ungewöhnliche Naturschauspiele | Ungewöhnliche Naturschauspiele werden hier erlebbar gemacht | Freuen Sie sich auf ungewöhnliche Naturschauspiele |
Man braucht bestimmte Pinsel, um den Aquarell-Effekt zu erzielen | Es werden bestimmte Pinsel gebraucht, um den Aquarell-Effekt zu erzielen | Sie benötigen bestimmte Pinsel, um den Aquarell-Effekt zu erzielen |
Man kann dort authentisch speisen wie in Nordafrika | Dort ist authentisches Speisen möglich wie in Nordafrika | Sie geniessen dort authentische nordafrikanische Küche |
Quelle: DUDEN, Clever texten fürs Web, van Laak Petra